Nach einer Schwangerschaft ist der Körper der Frau nicht mehr wie vorher und der Wunsch sich wieder schnell so zu fühlen wie vor der Schwangerschaft ist sicherlich groß. Jedoch sollte jede Mutter Geduld mit sich und ihrem Körper haben und erst frühestens nach 6 Wochen (Kaiserschnitt 8 Wochen) mit einem passenden Training beginnen. Angepasstes Pilates Training kann Müttern helfen zu ihrer Rumpfkraft und Stabilität zurück zu finden.
Die Frau nach der Entbindung:
Beckenbodenprobleme und Verletzungen -
Aufgrund des Gewichtes des Babys und der Geburt
Lockerung und Verschiebung der Gelenke -
Hormonell bedingt wird ein hoher Gehalt an Relaxin ausgeschüttet, was eine Lockerung der Hüftgelenke, Symphyse und des Kreuzbeingelenkes begünstigt.
Veränderung des Körperschwerpunktes und der Körperhaltung -
Durch das Gewicht des Bauches und der Mutterbrust hat sich der Körperschwerpunkt verlagert.
Muskuläres Ungleichgewicht -
Geschwächte und verkürzte Muskeln führen zu einem Ungleichgewicht und können starke Verspannungen hervorrufen. Gerade die Körper Rückseite ist stark verkürzt.
Narben und Wunden nach Kaiserschnitt oder Dammriss
Neue Anforderungen an den Körper und die Psyche der Mutter -
Körperwahrnehmung ist anders, Schlafmangel und neue Verantwortung für das Kind können hohen psychischen Druck auslösen. Physisch muss das Kind getragen und versorgt werden. Gerade beim stillen oder füttern wird eine ungünstige Körperhaltung eingenommen.
Warum können Mütter von einem Pilates Training profitieren?
Pilates ist eine Trainings Methode, welche die Körperwahrnehmung stärkt und eine Körper und Geist Verbindung herstellt. Gerade nach der Schwangerschaft fühlen sich viele Frauen „verloren“ und „fremd“ in ihrem eigenen Körper
Pilates konzentriert sich auf die korrekte Körperhaltung. Vor allem der Schultergürtel und die Beckenstellung werden in vielen Übungen explizit „korrigiert“ und gestärkt.
Pilates beinhaltet die Stärkung des Beckenbodens. Dieser ist durch das Gewicht des Babys und die Entbindung geschwächt. Hier können natürlich starke Geburtsverletzungen vorliegen! Frauen mit solchen Verletzungen sollten im PT trainieren um ihre persönlichen Ziele besser zu erreichen.
Pilates stärkt und dehnt gleichzeitig. Der Alltag als Mutter fordert körperlich viel. Sei es das stillen oder füttern des Babys was oft in vor gebeugter Haltung geschieht. Oder das heben und tragen des Kindes und eventuell Geschwisterkindes.
Die Atmung ist ein wichtiger Bestandteil der Pilates Methode und unterstützt nachweislich die Stärkung des Beckenbodens und reduziert den Bauchinnendruck. Des weiteren fördert die tiefe Atmung die Sauerstoff Zufuhr und hat eine meditative Wirkung auf dass zentrale Nervensystem.
Welche Ziele beinhaltet das Training?
- Beckenboden Wahrnehmung
- Beckenboden Aktivierung
- Pilates Atmung forcieren
- Vernetzung der Bauchmuskulatur
- Training der hüftstabilisierenden Muskeln
- Stärkung des gesamten Körpers
- Dehnübungen für die Körperrückseite
- Entspannte und ruhige Stunden
- Koordinative einfache Stunden
Den Körper gleichmäßig entwickeln, falsche Haltungen korrigieren, den Verstand beseelen und den Geist aufrichten.
Joseph Pilates
Wichtige Trainingshinweise und Anpassungen:
Nacken- und Schulterverspannungen und verstärkte Brustkyphose
Kissen / Ball unter den Kopf in Rückenlage
Armbewegungen unter Belastung über Schulterhöhe vermeiden
LWS Beschwerden
Größere Extensionsbewegungen vorerst vermeiden
In Bauchlage Bauchspannung forcieren
Handtuch unter SIAS in Bauchlage oder unter LWS in Rückenlage
Rectus Diastase
Bitte von Hebamme und / oder Arzt abklären lassen!!
Aktivierung der M.rectus abdomis erstmal meiden der Spalt kann sich sonst noch vergrößern. Erst nach abgeschlossener Rückbildung und Schließung der Rectus Diastase ist das Training der M. Rectus abdominis wieder sinnvoll.
Keine Flexionen der Wirbelsäule aus der Rückenlage
Kopf am Boden liegen lassen
Der Fokus sollte auf dem M.transversus abdominis und dem Mm. Obliques liegen.
Tabletop Position ein Bein am Boden oder Knie mehr zur Brust ziehen
Schließung der Bauchmuskulatur von innen nach außen!
Probleme mit der Symphyse und dem Beckenboden
Bei Symphyse Sprengung und/oder Beckenboden Verletzungen bitte Rücksprache mit einem Arzt halten.
Immer beide Beine am Boden oder der Fusstange lassen
Keine Kleingeräte benutzen um Adduktion der Beine zu trainieren
Des Weiteren sollte beim Training bei den Dehnübungen nicht mit viel Schwung gedehnt werden, es sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitzufuhr geachtet werden, kein Druck auf die Teilnehmerin ausgeübt werden und zu jeder Zeit Pausen gemacht werden dürfen.
Quellen:
1: Postnatal Pilates Workshop manual der PILATES ACADEMY
2: Postnatal Pilates A Recovery and Strength Guide for Life von Aya Hayes
3: www.beinblossom.com.au
Johanna Dexheimer
Dipl.-Ing (FH), Pilates Coach, Mutter von zwei Kindern